Für knapp 4 Milliarden Euro: Neue Radpanzer Boxer für die Bundeswehr

Die Bundeswehr plant noch in diesem Jahr die Beschaffung von Boxer-Radschützenpanzern der Firma KNDS Deutschland. Diese sollen inklusive Ausrüstung und Dienstleistungen rund 3,9 Milliarden Euro kosten und sind für die neu aufgestellte Truppe der sogenannten „Mittleren Kräfte“ vorgesehen. Diese Information ergibt sich aus dem aktuellen Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025.

Dem Entwurf zufolge sollen bereits im laufenden Jahr etwa 1,1 Milliarden Euro für das Projekt „Radpanzer Mittlere Kräfte“ ausgegeben werden. Fachkreise vermuten, dass es sich dabei um eine Anzahlung handeln könnte, mit der die Industrie in die Lage versetzt werden soll, neue Produktionskapazitäten aufzubauen. Für die Jahre 2026 bis 2028 sind Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von insgesamt rund 150 Millionen Euro vorgesehen. Erst ab 2029 sollen wieder größere Ausgaben folgen – ein Hinweis darauf, dass die Auslieferung der Serienfahrzeuge voraussichtlich erst dann beginnt. Gut informierte Kreise gehen davon aus, dass der Bundestag die notwendige 25-Millionen-Euro-Vorlage noch vor der Sommerpause bewilligen könnte.

Bild: Bundeswehr/Marco Dorow

Wie viele Systeme konkret beschafft werden sollen, geht aus dem Haushaltsentwurf nicht hervor. In der Vergangenheit hat das Heer jedoch einen Bedarf von 148 Fahrzeugen angemeldet.

Die Umsetzung des Vorhabens soll über die europäische Rüstungsagentur OCCAR erfolgen. Durch diese Bündelung könnten größere Stückzahlen erreicht, Kosten gesenkt und die Interoperabilität verbessert werden. Auch die Niederlande planen dem Vernehmen nach, 72 solcher Radschützenpanzer zu erwerben.

Testumgebung aktiviert!

Boxer RCT30: Das Technisches Profil des Radpanzers

Der Boxer RCT30 kombiniert das bewährte Radfahrzeug des Typs Boxer mit einem Missionsmodul, das über einen unbemannten Turm vom Typ RCT30 verfügt – dieser kommt bereits im Schützenpanzer Puma zum Einsatz. Als Hauptbewaffnung dient eine stabilisierte Maschinenkanone MK 30-2/ABM im Kaliber 30 x 173 mm von Rheinmetall, die sowohl im Stand als auch während der Fahrt präzise Schüsse auf bewegliche Ziele ermöglicht.

Angesichts wachsender Bedrohungen durch Drohnen wurde das System durch KNDS Deutschland weiterentwickelt, um den Eigenschutz des Fahrzeugs und der umliegenden Truppe insbesondere gegen Kleindrohnen signifikant zu erhöhen.

Zur Panzerabwehr dient ein am linken Turm montierter Startbehälter für zwei Lenkflugkörper des Typs MELLS (Spike LR/Spike LR2).

Aus gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, dass der neue Radschützenpanzer einige technische Neuerungen für die Bundeswehr und insbesondere für die Grenadiertruppe bereithalten wird. So soll ein neuer gemeinsamer Standard für das Boxer-Fahrmodul eingeführt werden, auf den sich mehrere Nutzernationen geeinigt haben – unter anderem zur Vereinfachung von Logistik und Fertigung. Das künftige Modell basiert auf dem sogenannten Future Common Drive Module und soll eine Traglast von bis zu 40 Tonnen ermöglichen. Neue Reifen und Änderungen am Fahrwerk machen diese Steigerung möglich. Zudem wird das Fahrmodul künftig über eine 6-Punkt-Lagerung für die Missionsmodule verfügen – das aktuelle Bundeswehr-Modul nutzt eine 4-Punkt-Lagerung. Bestehende Module bleiben dank Abwärtskompatibilität weiterhin nutzbar.

Ein weiterer technischer Aspekt betrifft die Antriebseinheit: Die neuen Fahrmodule sind so ausgelegt, dass sowohl der bewährte MTU-Dieselmotor 8V 199 TE20 mit 530 kW als auch der stärkere 8V 199 TS21 mit 600 kW aus dem britischen Boxerprogramm verbaut werden können. Bei Bedarf könnte ein beschädigtes Triebwerk im Einsatz schnell ausgetauscht werden – ein klarer Vorteil im Gefecht.

Missionsmodul „PuBo“ und weitere Ausstattung für den Boxer

Das Missionsmodul mit dem Arbeitstitel „PuBo“ (für „Puma Boxer“) soll technologisch auf dem Niveau des Schützenpanzers Puma liegen. Entsprechend wird der Radschützenpanzer über das modernisierte Softkill-Aktivschutzsystem MUSS 2.0 verfügen – im Unterschied zu älteren Versionen mit größerer Signatur. Darüber hinaus ist ein 360-Grad-Rundumsichtsystem vorgesehen, das ebenfalls aus dem Puma bekannt ist. Noch unklar ist, ob das Fahrzeug mit einer TSWA-Sekundärbewaffnung ausgestattet wird. Vorgesehen sind offenbar zwei Heckluken.

In Fachkreisen wird der neue Radschützenpanzer mitunter augenzwinkernd als „Puma Rad“ bezeichnet. Das Fahrzeug soll über einen Kampfraum mit ähnlichem Volumen wie der des Puma verfügen und damit ausreichend Platz für die vollständige Gruppenausrüstung bieten. Anders als beim Puma ist der Kampfraum jedoch höher, aber etwas schmaler – was dazu führen dürfte, dass auch größere Soldaten problemlos eingesetzt werden können.

Eine bemerkenswerte Verbesserung im Vergleich zum Puma stellt die Integration einer einfachen Toilettenlösung dar. Ein Sitzplatz im Kampfraum soll als provisorischer „Klositz“ dienen – nach dem Vorbild des britischen MIV-Boxers. Dabei handelt es sich um einen Sitz mit einer Öffnung, unter der ein Chemiebeutel angebracht werden kann – um in Notfällen die Notdurft zu erleichtern.

Testumgebung aktiviert!

Tagged:Schlagwörter:

Kommentar schreiben