Im Rahmen eines umfangreichen Rüstungsvorhabens plant die künftige Regierung unter Friedrich Merz offenbar die Beschaffung zahlreicher neuer Waffensysteme für die Bundeswehr. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters sollen darunter über 100 Skyranger-Luftabwehrsysteme sein. Zusätzlich ist von weiteren IRIS-T SLM-Systemen, 3.500 CAVS-Fahrzeugen des finnischen Herstellers Patria, bis zu 3.000 Boxer-Radpanzern sowie 20 Eurofightern die Rede.
Bereits in den letzten Wochen hatten sich die Hinweise auf bevorstehende Großbeschaffungen gemehrt. Erste Informationen deuteten auf bis zu 1.000 Kampfpanzer und 2.500 Boxer hin. Später sprach der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall sogar von Verhandlungen über insgesamt bis zu 7.000 Fahrzeuge.
Reuters beruft sich nun auf zwei mit den Vorgängen vertraute Quellen. Die geplante Anschaffung von 20 zusätzlichen Eurofightern war bereits im Vorjahr angekündigt worden, jedoch ist laut dem Defence Network die finale Ausgestaltung des Vertrags noch offen und könnte sich bis zum Jahresende hinziehen.
Skyranger und IRIS-T: Luftverteidigung wird ausgebaut
Weiter berichtet Reuters, dass das Verteidigungsministerium auch den Erwerb weiterer IRIS-T-Luftabwehrsysteme sowie mehrerer hundert Skyranger-Fahrzeuge für den Drohnenschutz vorantreibt. Die genauen finanziellen Rahmenbedingungen sind dabei noch nicht endgültig festgelegt.
Auch dem Defence Network liegen aus militärischen Kreisen entsprechende Informationen vor, allerdings ohne genaue Zahlenangaben. Frühere Bestellungen für die bodengebundene Luftverteidigung im Nah- und Nächstbereich waren primär auf Auslandseinsätze ausgerichtet – nicht auf Szenarien wie im Ukraine-Krieg. Damals war vorgesehen, dass Skyranger vor allem den Schutz größerer Luftabwehrsysteme wie IRIS-T SLM oder Patriot übernehmen – nicht aber direkt zum Schutz der Bodentruppen wie Boxer oder Leopard dienen.
Die Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg haben jedoch die Prioritäten verschoben: Die dauerhafte Bedrohung durch Drohnen zeigt, dass jede Heeresformation über einen eigenen Schutz verfügen muss. Deshalb ist eine deutlich höhere Anzahl an Skyranger-Systemen nötig als die aktuell bestellten 18 Serienfahrzeuge (plus ein Vorführmodell). Die von Reuters genannte Zahl „mehrere hundert“ erscheint in diesem Zusammenhang plausibel.
Testumgebung aktiviert!
Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie schnell diese Systeme geliefert werden können und ob die Heeresflugabwehrtruppe bereit ist, sie in die neue Struktur aufzunehmen. Erst mit einem konkreten Vertrag lassen sich Produktion und Auslieferung beschleunigen – auch wenn der erwartete Auftrag den Aufbau zusätzlicher Fertigungskapazitäten bei Rheinmetall rechtfertigt. Der Handlungsdruck ist jedenfalls hoch.

