20 Jahre Afghanistan Einsatz

Nach knapp zwanzig Jahren Einsatz in Afghanistan sind nun die letzten Soldatinnen und Soldaten nach Deutschland zurückgekehrt. Nach unzähligen Jahren erbittertem Kampf wird das Mandat im April 2021 beendet. Wie die Regierung bereits angekündigt hat, soll es im Sommer eine Feier für die tapferen Mitglieder der Streitkräfte geben.

Den Ursprung der Mission in Afghanistan bilden die Anschläge auf das World Trade Center in New York vom 11. September 2001. Häufig wird dieses Datum auch als Beginn des „Krieges gegen den Terror“ herangezogen. Seither haben sich nicht nur die Vereinten Nationen, sondern auch die NATO eingeschalten. Einer der Brennpunkte ist Afghanistan. Seit dem Jahr 2001 befinden sich deutsche Truppen in diesem Gebiet. Ihre Aufgabe ist es für Sicherheit vor erneuten Bedrohungen zu sorgen. Dieser Einsatz ist im Mai 2021 zu Ende gegangen.

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Wie Afghanistan in den Mittelpunkt rückt

Ein Transportpanzer Fuchs auf Patrouille in Feyzabad, am 06.07.2009.
Bild: Bundeswehr/Kazda

Nach den Anschlägen am 11. September 2001 ergriffen nicht nur die USA, sondern auch die Vereinten Nationen und die NATO einschlägige Maßnahmen. In diesen Tagen stellte sich für den deutschen Bundestag die Frage, ob die Bundeswehr eingesetzt wird oder nicht. Schließlich wird am 16. November und am 22. Dezember 2001 beschlossen, dass es zu einer Beteiligung von deutschen Truppen in Afghanistan kommt. Damit ist Deutschland bzw. die Bundeswehr nun Teil der Operation Enduring Freedom und am ISAF-Einsatz (International Security Assistance Force).

Die Mission nimmt Gestalt an

Im Jahr 2002 beginnt ein deutsches Vorauskommando mit der Errichtung des Camp Warehouse in Afghanistan. Dieses wird bis 2006 fortbestehen. Gemeinsam mit den Niederlanden übernimmt die Bundeswehr die Führung des ISAF-Einsatzes.

Ein Soldat sichert die Hubschrauberlandezone für den Transporthubschrauber CH-53 während der Übung „Rettung in der Not“ des Personnel Recovery Teams in der Nähe von Mazar-e Sharif in Afghanistan im Rahmen der Mission Resolute Support, am 27.09.2020.
Bild: Bundeswehr/ Andre Klimke

Provincial Reconstruction Teams (PRT) und das Camp Marmal

Die deutsche Bundeswehr übernimmt in der Mitte des Jahres 2006 die Verantwortung für die Nordregion Afghanistans. Dabei werden in den Städten Kundus und Faizabad Provincial Reconstruction Teams eingesetzt. Diese haben die Aufgabe den Wiederaufbau zu fördern und für ein stabiles Umfeld in den Regionen zu sorgen. Im Sommer desselben Jahres erfolgt der Aufbau des Camp Marmal, in der Stadt Masar-e Scharif. Das Camp wird bis zum Abzug 2021 das Hauptquartier der deutschen Truppen sein.

Kämpfe mit den Anhängern der Taliban

Die ersten Auseinandersetzungen mit der Taliban lassen nicht lange auf sich warten. Bereits im Oktober 2006 geraten deutsche Truppen in einem Bergtal unter Beschuss. Ihnen kommt ein amerikanischer Pilot mit einem Erdkampfflugzeug zur Hilfe. Im Jahr 2007 nehmen die Angriffe in der Nordregion stetig zu, weshalb die Bundesregierung sich für die Erweiterung des Ersatzgeschwaders entscheidet. Im Zuge dessen werden Aufklärungsgeschwader 51 nach Afghanistan geschickt, welche im Jahr 2010 nach Deutschland zurückkehren. Als zusätzliche Unterstützung verlegt man AWACS-Besatzungen nach Afghanistan. Zu diesem Zeitpunkt gibt es rund 5.300 deutsche Streitkräfte auf afghanischem Boden.

Das Ende und ein neuer Anfang

Das Jahr 2014 spiegelt das Ende der Afghanistanmissionen wider. So werden die Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen als auch der Operationsplan (OPLAN) der NATO beendet. Damit müssten die deutschen Truppen wieder nach Deutschland zurückkehren. Mit 1. Jänner 2015 tritt jedoch eine neue Mission an die Stelle der alten: die Mission Resolute Support. Bei dieser handelt es sich um eine Mission der NATO, welche Afghanistan als Operationsziel festlegt. An dieser Mission sind nicht nur NATO-Mitgliedsstaaten, sondern noch weitere Nationen beteiligt. Die NATO unterteilt die Mission in neun Kommandos. Deutschland erhält die Führung der TAAC-N (Train, Advice and Assist Command North). Mit dieser Führung ist die Aufgabe verbunden, die afghanischen Truppen auszubilden und Führungskräfte zu stärken. Unter die Zuständigkeit fallen auch Angehörige der Afghan National Army Corp. Zudem kümmern sich die deutschen Truppen um Beratung, Sicherheit, Schutz, Transport, Rückverlegung, Versorgung und Umschlag. Am 14. April 2021 wird diese Mission vom NATO-Rat beendet. Damit beginnt am 1. Mai 2021 die Zurückverlegung der deutschen Truppen.

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Die Schlachten und Operationen der Bundeswehr

Über die Jahre hinweg hat sich die deutsche Bundeswehr häufig an Operationen und Schlachten beteiligt. Den Anfang bildet die Schlacht um Tora Bora im Dezember 2001. Daraufhin folgen die Operationen Anaconda, Mountain Fury, Harekate Yolo und Karez im Zeitraum von 2002 bis 2008. In den folgenden Jahren kommt es zu unzähligen weiteren Operationen.

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Einige Zahlen zum Einsatz in Afghanistan

GTK Boxer im Einsatz in Afghanistan im Lager der deutschen ISAF-Truppen, am 13.08.2011.
Bild: Bundeswehr/Krumbach

Als im Mai 2021 der Rücktransport der Truppen aus Afghanistan beginnt, befinden sich noch 1.100 in dem Gebiet. Gemeinsam mit den Truppen kehrt auch Material nach Deutschland zurück. Dieses wird in ungefähr 750 Seecontainern transportiert. Darunter befinden sich 120 Fahrzeuge und 6 Hubschrauber. Über die Jahre hinweg dienen 160.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan. Von diesen kommen 59 ums Leben. Weitere 35 werden bei Anschlägen und Gefechten tödlich verletzt. Durch ihren tapferen Einsatz können die deutschen Soldatinnen und Soldaten mehr als 300.000 Männer, Frauen und Kindern Schutz und Sicherheit bieten. Insgesamt kostet Deutschland der Einsatz in Afghanistan 8.767,4 Millionen Euro. Hierbei ist anzumerken, dass dies die Kosten für den Zeitraum von 2001 bis 2018 sind. Von diesen 8.767,4 Millionen Euro entfallen 2.157,6 Millionen auf die Erhaltung des Wehrmaterials, 1.847,2 Millionen auf das Personal und 1.782,3 Millionen Euro auf die militärische Beschaffung.

Die letzten Soldaten steigen in das Transportflugzeug C17 der US-Streitkräfte in Mazar-e Sharif/Afghanistan während der Rückverlegung und Ende der Mission Resolute Support (RSM), am 29.06.2021.
Bild: Bundeswehr/Torsten Kraatz

Die KSK und die Task Force 47

In der Operation Enduring Freedom ist der Einsatz von 100 Streitkräften der Kommando Spezialkräfte (KSK) vorgesehen. Diese finden ihren Einsatz bei Operationen in den Jahren 2001 und 2002. Seit dem Jahr 2013 können diese Truppen Unterstützung nur innerhalb der ISAD-Mission anbieten. Auch die Task Force 47 spielt eine bedeutende Rolle im Krieg in Afghanistan. Bei dieser handelt es sich um einen militärischen Einsatzverband, welcher zum Schwerpunkt Aufklärung und Terrorismusbekämpfung hat. Diese Spezialkräfte beschäftigen sich mit den gegnerischen Netzwerken und leiten wichtige Informationen über geplante Anschläge oder Personen weiter.

Update: Afghanistan nach dem Abzug der NATO-Truppen

Der Abzug der NATO-Truppen hat in Afghanistan Chaos hinterlassen. Seit dem Abzug im Mai und Juni 2021 haben die Taliban das Land nach und nach erobert. Die von der Bundeswehr und den Verbündeten Nationen ausgebildeten afghanischen Sicherheitskräfte leisteten wenig Wiederstand und so kontrollieren die Taliban inzwischen (14.08.2021) fast 75% des Landes. Als letzte Hochburg der Regierungstruppen gilt die Hauptstadt Kabul. Auch die von der Bundeswehr ehemals gehaltenen Städte Kundus und Mazar-e Sharif sind inzwischen wieder unter Kontrolle der Taliban.

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