Das Manöver JAWTEX 2014 ist ein weiterer Meilenstein bei der Signalisierung der Verteidigungsbereitschaft der NATO gegenüber Aggressoren aller Art: Im Gegensatz zu früheren, kleineren Manövern wird hier die schnelle Antwort auf eine größere Bedrohung geübt. Die Teilnehmerbilanz der vom 12. bis 23. Mai dauernden Übung ist beeindruckend: 11 NATO-Länder waren mit 4.500 Soldaten beteiligt. Dabei wurde die internationale Vernetzung der NATO-Partner unter realitätsnahen Bedingungen getestet und verbessert. Darüber hinaus wurde die Zusammenarbeit der verschiedenen Waffengattungen Luftwaffe, Marine und Heer durch die räumliche Breite und Tiefe des Übungsgebietes im Norden und Nordosten Deutschlands sowie auf dem Wasser (in der deutschen Bucht) deutlich.
Die drei Schwerpunkte der Übung JAWTAX 2014 können wir folgt zusammengefasst werden:
1.) Zusammenwirken von Luftstreitkräften und Einheiten/Komponenten an Land und auf See (Air Surface Integration)
2.) Luftbewegliche Operationen (Airmobile Operations) mit verschiedenen Luftfahrzeugen, die ihre jeweiligen typspezifischen Vorteile und Leistungsmerkmale einbringen. Neben Transall Transportflugzeugen für die Kurz- und Mittelstrecke wurden Hubschrauber eingesetzt. Darüber hinaus wurde die insbesondere für längere Reichweiten erforderliche Luftbetankung mit einem umgebauten A310-Tanker geübt.
3.) Die gemeinsame Feuerunterstützung (Joint Fire Support) ist eine Fähigkeit, die gerade in einer Zeit der multipolaren Bedrohung ständig geübt und aufrechterhalten werden muss. Hier kommt es insbesondere auf die schnelle und vollständige Erfassung sowohl der eigenen Einheiten, als auch der Feindziele an. Luftüberlegenheit ist insbesondere bei langfristigen Mandaten von essentieller Bedeutung, um die Schlagkraft der eigenen Truppen zu erhöhen und zusätzlich die eigenen Soldaten und die Zivilbevölkerung weitestgehend zu schützen.
JAWTEX im Detail: Eine Luftlandeübung zeigt Schlagkraft
Bei dem Manöver kamen unterschiedliche, moderne Waffensysteme zum Einsatz wobei der Schwerpunkt auf der Integration der verschiedenen Luft- und Landkomponenten gelegen hat. Einer der beeindruckendsten Bestandteile dieses Manövers, das ausgeschrieben Joint Air Warfare Tactical Exercise genannt wurde, war eine Luftlandeübung mit 500 Fallschirmjägern, die eine erhebliche Schlag- und Kampfkraft repräsentieren.
Soldaten aus den Niederlanden und aus Deutschland landeten während des Manövers JAWTEX auf dem Truppenübungsplatz in Klietz (Sachsen-Anhalt) und bewiesen so die Fähigkeit der NATO, auch größere Einheiten schnell verlegen und in den Einsatz zu bringen. Hier kamen die bewährten, zweimotorigen Transall-Maschinen ebenso zum Einsatz wie Hubschrauber.
Interessant dabei: Die politischen Entwicklungen haben dieses Szenario inzwischen ein- und überholt: Da es an den Ostgrenzen NATO in Polen oder der Türkei jederzeit zu Grenzverletzungen oder Übergriffen kommen kann, ist dieses zentrale Element der JAWTEX auch ein überaus starkes Signal an verschiedene Aggressoren. Sei es ob sie aus einem bestehenden Staatsgebilde heraus eine Militärintervention starten würden. Aber auch wenn sie wie die fundamental-islamistische IS ohne jegliche demokratische oder völkerrechtliche Legitimation ein komplett neues Staatsgebilde zu Lasten von von der UNO anerkannten Staaten aufbauen möchten.
JAWTEX übt den Einsatz faszinierender High-Tech
Alleine die deutsche Luftwaffe berichtet im Übungszeitraum von 1.200 Missionen mit ihren Luftfahrzeugen. Das Herz jedes Technikinteressierten oder Flugbegeisterten ließ die geballte Ladung an High-Tech höherschlagen! Der als europäisches Gemeinschaftsprojekt erschaffene Eurofighter war ebenso im Einsatz wie Militärflugzeuge amerikanischen Typs, die wie die F-18 von Finnland oder die F-16 von der Türkei und Dänemark geflogen wurden. Das Jagdflugzeug Tornade, welches insbesondere durch die variable Flügelgeometrie und eine Überschallfähigkeit beeindruckt, konnte ebenso während der JAWTEX überzeugen. Auch Hubschrauber verschiedener Baumuster waren im Einsatz wie u.a. der CH-53, der ebenso international entwickelte NH-90, der Hubschrauber Tiger und weitere. Ebenso wurde die Versorgung von MArineschiffen direkt aus der Luft geprobt.
JAWTEX spannt einen Sicherheitskordon aus Fernmeldeaufklärung und elektronischer Kriegführung
Insbesondere für die Fallschirmjäger, die oftmals die Hauptlast einer Mission zu tragen haben, ist das korrekte Lagebild von essenzieller Bedeutung. Aus diesem Grund wurden bei JAWTEX auch die verschiedenen Komponenten der Lagebilderstellung und der Fernmeldeaufklärung eingesetzt und getestet. Dies beginnt beim Einsatz eines luftgestützten Frühwarnsystems mit Aufklärungskomponente AWACS – entstanden aus einem Umbau einer B747-200. Und setzt sich fort bis zu den Operationszentralen der eingesetzten Schiffe – wie den deutschen Fregatten. Zudem kann man davon ausgehen, dass auch die modernen ferngelenkten unbemannten Flugkörper wie Global Hawk oder Euro Hawk zum Einsatz gekommen sind.
Bestätigt wurde der Einsatz von Luftfahrzeugen mit Komponenten zur Störung der Kommunikation – dem sog. Jamming. JAWTEX simuliert damit einen Konflikt mit einem Gegner, der über hochwertige Elektronik verfügt. Die beteiligten NATO-Truppen sollten ihre Standardvorgehensweisen zur Abwehr dieser Störungen anwenden und damit die Kommunikation zwischen den Truppen weiterhin ermöglichen.
JAWTEX sorgt für noch mehr Sicherheit
Zusammenfassend kann man sagen, dass JAWTEX für noch mehr Sicherheit sowohl der Zivilbevölkerung, als auch der Soldaten sorgen wird:
- Von JAWTEX geht das starke Signal eines abwehrbereiten Gesellschaftssystems, der westlichen Demokratien, aus: Ein möglicher Aggressor wird sich mehrfach überlegen, ob er einen Angriff auf einen NATO-Mitgliedsstaat wagen würde.
- Auch für die Zivilbevölkerung bedeuten gut ausgebildete Soldaten eine Erhöhung des Sicherheitsniveaus: Dadurch, dass die Handgriffe und Verfahren unter Realbedingungen und Stress getestet wurden, sinkt die Unfallgefahr im normalen Übungsbetrieb oder der normalen Ausbildung erheblich.
Titelbild: © Bundeswehr/Burow