MRCA PA-200 Tornado

Das Multi Role Combat Aircraft Tornado ist ein trinational entwickeltes allwetterfähiges zweisitziges Kampfflugzeug, das ab 1980 von Deutschland, Großbritannien und Italien in die Streitkräfte eingeführt wurde und von den Nationen in unterschiedlichen Rollen genutzt wird. Neben Deutschland setzen auch Italien, England und Saudi-Arabien Tornado Kampfflugzeuge ein.

Mehrzweck-Kampfflugzeug Tornado. Tornados passieren die Burg Hohenzollern (Märchenburg) auf dem Berg Zollern. Bild Bundeswehr / PizLuftwaffe

Der Panavia 200 (PA-200) Tornado ist als Jagdbomber, Abfangjäger und Aufklärer im Einsatz der Bundeswehr. Neben seinen Tiefflugeigenschaften verfügt er ein System der flexiblen Konfigurationen seiner Bewaffnung und einer großen Reichweite ermöglicht. Mit der Kombination aus Tiefflug und Reichweite erzielt der Mehrzweckkämpfer ein hohes Eindringvermögen. Der Bord-Radar TFR (Terrain Following Radar) des Tornado folgt dem Geländeprofil, was den extremen Tiefflug bis zu 30 Meter Höhe ermöglicht – unabhängig von der Wetterlage. Während der Tiefflugphasen bis 60 Meter Höhe wird der Tornado vom Autopilot gesteuert. Übernimmt der Pilot die manuelle Steuerung, kann die Flughöhe bis auf 30 Meter verringert werden.

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Sein starkes Durchsetzungsvermögen erlangt der Tornado mit einer hochentwickelten Flugsteuerungs- und Navigationsavionik. Ein effektives Selbstschutzsystem ergänzt die Missions- und Waffenrechneravionik des Tornados, womit er auch unter Bedrohung eine hohe Zielgenauigkeit erreicht. Die Bundeswehr setzt ihre Tornados als Jagdbomber und als Aufklärer ein.

Tornado IDS: Version Jagdbomber

Die Grundversion des Tornados, der IDS (Interdiction Strike; deutsch Angriff) ist zuständig für die Luftnahunterstütung – der Unterstützung der Bodentruppen aus der Luft. Er riegelt das Gefechtsfeld ab, um das Eintreffen gegnerischer Bodentruppen zu verhindern und erreicht – bestens für die Selbstverteidigung ausgestattet – auch tief im Feindgebiet liegende Einrichtungen und Stellungen. Aufgrund der unterschiedlichen Verwendungsbereiche der Nationen ist der zweistrahlige Schulterdecker mit Schwenkflügeln in unterschiedlichen Varianten im Einsatz, zu denen wiederum zahlreiche Modifikationsstände existieren.

Tornado ECR: Version elektronischer Kampfaufklärer

Nach der Aufgabe der IDS-Version erhielt die Luftwaffe zwischen 1990 bis 1992 insgesamt 35 Tornado ECR-Versionen (Electronic Combat and Reconnaissance). Die Änderungen des ECR umfassen den nach vorne gerichteten Infrarotsensor (FLIR) sowie das Raytheon TI System zur präzisen Positionsbestimmung von Radarsystemen (Emitter Location System). Für die Bordkanonen blieb im ECR allerdings kein Platz mehr. Der Tornado ECR macht in seinen Missionen feindliche Radarstellungen aus, um diese gegebenenfalls auch zu bekämpfen – sofern der Kontakt mit den gegnerischen Luftverteidigungskräften vermieden werden kann. Die „High Speed Antiradiation Missiles“ (kurz, HARM) an Bord des Tornados zerstören das gegnerische Radar.

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Tornado mit RecceLite-Pod im Flug während des ISAF-Einsatzes in Mazar-e Sharif am 15.05.10. Bild: Bundeswehr / Falk Bärwald

Tornado Recce: Version klassische Aufklärer

Für den Tornado Recce (englischer Militär-Jargon für Reconnaissance; zu deutsch Aufklärung) wurde die IDS-Variante des Tornados mit Aufklärungsbehältern zur abbildenden Luftaufklärung (Imagery Intelligence – IMINT) ausgestattet. Das Taktische Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ in Jagel ist der einzigste Verband der Bundeswehr, der den Recce fliegt.

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Im Jahr 2009 führte die Bundeswehr das digitale Aufklärungssystem RecceLite ein, das bereits während des Aufklärungseinsatzes verbesserte Auswertungsmöglichkeiten anbietet. Hochauflösende digitale Aufklärungssysteme, die Tag und Nacht mit Hilfe von Infrarot- und optischen Sensoren das Bildmaterial anfertigen, wurden mit RecceLite eingeführt. Die im Recce gesammelten Ergebnisse werden in Echtzeit an die Bodenstation (Recce-Ground-Station) übertragen. Durch die präzise und zeitnahe Auswertung, während der Tornado noch am Zielobjekt klärt, ist ein höchst präziser und effektiver Angriff feindlicher Stellungen möglich. Durch die hohe Auflösung der digitalen Aufklärungssysteme sind die Tornados RecceLite in niedrigen bis mittleren Höhen unterwegs, was die Gefährdung ihrer Besatzungen reduziert.

Beim ISAF Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan kam der Recce Tornado der Bundeswehr auch zum Einsatz. Die Tornados klärten dort unter anderem feindliche Stellungen der Taliban auf. Auch im Rahmen des internationalen Terrorismus wird der Tornado für Aufklärungsflüge gegen den „Islamischen Staat“ (IS) in Syrien wird der Tornado in der Version Recce eingesetzt.

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Der für den Tiefstflug konzipierte Tornado wurde erstmals 1981 an die Bundeswehr ausgeliefert, die inzwischen 357 Tornados in Luftwaffe und Marine einsetzt. Heute verfügen die Einsatz- und Ausbildungsverbände der Luftwaffe über insgesamt 85 Tornados. Mit dem für den Luftangriff neu entwickelten Waffensystem Eurofighter wird sich der gesamte Bestand der Bundeswehr in den kommenden Jahren auf 85 reduzieren. Begonnen hat die Geschichte des Tornado jedoch bereits in 1967, als die Niederlande, Belgien, Kanada, Italien und die Bundesrepublik Deutschland gemeinsame Planungen für ein Mehrzweckkampfflugzeug beschlossen. Die Definition dieses neuen Waffensystems beinhaltete die Abdeckung auch nuklearer Luftangriffe sowie die Luftaufklärung und Seekriegführung aus dem Luftraum. Die Industriekonzerne British Aircraft Corporation (BAC), Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) und Fiat führten die Produktionsphase des Mehrkämpfers an.

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Tornados des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“ mit RecceLite-Pods bei einer Großübung in Spanien am 25.11.2015. © Bundeswehr / Falk Bärwald

Die Triebwerke der Tornados

Die beiden Turbo-Union RB199 sind ein Dreiwellen-Triebwerke mit stufenlos einstellbaren Nachbrennern und einer Schubumkehr. Da die Schubumkehr auch während des Fluges vorgewählt werden kann, ist eine Verkürzung der Landebahnlänge möglich. Die Triebwerke werden in den Versionen MK 103 (IDS) bzw. MK 105 (ECR) genutzt und erzeugen jeweils einen Schub von etwa 37,0 – 41,0 kN (ohne Nachbrenner) und 67,0 – 69,0 kN (mit Nachbrenner). Speziell für den Tiefstflug entwickelt, zeigen die RB199-Triebwerke einen hohen Schub bei gleichzeitig niedrigem Verbrauch. Im Tiefstflug erreichen die Tornados Geschwindigkeiten von bis zu Mach 1,3.

Gewicht
Leergewicht 14.092 kg
Maximales Startgewicht 28.500 kg
Bewaffnung
Waffe Aufgabe Version
Bordkannone Mauser 27mm (2x) Selbstverteidigung IDS
AIM-9L Sidewinder Selbstverteidigung alle
LFK IRIS-T (in Einführung) Selbstverteidigung alle
AGM-88B HARM Radarzielbekämpfung alle
TAURUS KEPD 350 Abstandswaffe IDS
GBU-24 Präzisionsbewaffnung IDS
Kormoran 2 Seezielbekämpfung IDS
MK-82 Bodenzielbekämpfung alle

Bilder: Bundeswehr/Rott

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